Da ich immer wieder gefragt werde, woher ich meine Bulldogge habe und vor allem was so ein Hund denn kostet, diese Frage liegt mir leider oft schwer im Magen, habe ich beschlossen, Nicole um ein Interview zu bitten.
Wir haben uns in unserem Gespräch verschiedenen Themen gestellt und versucht das Interessanteste für euch zu behandeln, dennoch ist es bei diesen interessanten Themen sehr umfangreich geworden.
Jetzt will ich euch nicht länger auf die Folter spannen, hier unser Interview, ich hoffe wir konnten einige Fragen beantworten, diverse Dinge aufklären und vielleicht auch ein wenig zum Denken anregen.
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Liebe Nicole, vielen Dank erstmals, für deine Zeit und deine Mühe.
Um den Lesern den Einstieg zu erleichtern, könntest du uns bitte kurz von dir erzählen.
Wie bist du zur Ausbildung zur Hundetrainerin gekommen?
Hauptberuflich bin ich in der Buchhaltung tätig. Ich bin Mutter eines Sohnes. 2001 konnte ich mir den Traum vom eigenen Hund erfüllen. 2002 zog ein zweiter Hund bei mir ein. Bei Beobachtungen der Hunde stellte sich mir immer die Frage warum Hunde ein bestimmtes Verhalten zeigen. Durch dieses Hinterfragen bin ich zur Ausbildung gekommen.
Wie lange bist du schon als Trainerin tätig?
Seit ca.
10 Jahren
Wie viele Hunde
hast du aktuell bei dir zu Hause?
Aktuell
lebe ich mit nur einem Hund. Grundsätzlich bevorzuge ich Mehrhundehaltung. Ich
lebte auch schon mit vier Hunden.
Nahezu alle zukünftigen Hundehalter stellen sich zu Beginn die Fragen, welchen Hund, woher und wann?
Was rätst du prinzipiell den Leuten bevor sie sich einen Hund ins Haus holen?
Die Familie muss sich einig und bereit sein Zeit und Geld zu investieren. Und zwar für die nächsten mind.10 Jahre. Optische Aspekte sollten weit nach hinten gestellt werden. Das wichtigste bei der Wahl des richtigen Hundes sollte der passende Energielevel stehen. Weiters sollte man sich die Geschichte der Rasse anschauen. Passt das Berufsbild des Hundes zur Familie? Welche Bedürfnisse bringt die Rasse mit sich? Kann die Familie die Bedürfnisse des Hundes nicht ausreichend stillen, werden sich Probleme einstellen. Ein Hund soll als Familienmitglied aufgenommen werden und somit das Leben aller bereichern. Passt das Temperament oder die Bedürfnisse nicht zusammen, passiert es schnell, dass alle Beteiligten leiden.
Gerade
in der heutigen Zeit ist es besonders wichtig darauf zu achten woher der Hund
stammt. Rassehunde aus dem Internet um wenig Geld bescheren oft nur ein kurzes
Glück und dafür langes Leid. Also Hände weg.
Auf alle Fälle. Die meisten meiner Hunde stammen aus dem Tierheim. Gerade für Hundeanfänger ist das Tierheim eine gute Wahl. Meist können Pfleger im Tierheim einiges über den Charakter des Hundes sagen und auch beraten. Weiters gibt es in Österreich bereits viele Pflegestellen, in denen der Tierschutzhund im normalen Familienverband lebt und somit den zukünftigen Alltag bereits kennengelernt hat.
Leider wird
gerade mit Hunden „schwarzes Geschäft“ betrieben und viele sogenannter „Puppy
Mills“ verdienen daran viel zu gut. Ein weit verbreitetes Medium hierfür ist
die Plattform willhaben.
Was kann man tun
um nicht Opfer einer solchen „Hundemafia“ zu werden?Im Grunde ist es ganz leicht. Wenn man einen Rassewelpen sucht, muss man bereit sein mindestens ca. Euro 1000,- beim Züchter auszugeben. Wer meint dafür nicht mal ein Drittel dafür zu zahlen, hat die Garantie einen skrupellosen Vermehrer und somit unvorstellbares Leid zu fördern.
Ja. In diesem Moment werden wir geradezu von Billigwelpen überschwemmt. Gleichzeitig gehen die Tierheime über. Diese Entwicklung kann nur durch einen Kaufboykott gestoppt werden.
Es steckt unvorstellbares Tierleid hinter diesen Billigwelpen, das mit jedem verkauften Welpen aufrecht erhalten wird.
Sobald diese Fragen geklärt sind und der Welpe einzieht, beginnt eine spannende Zeit für Hund und Familie. Viele übersehen mal gerne Anfangs die Konsequenz in der Erziehung.
Welche sind die häufigsten Fehler die in der Hundeerziehung passieren?
Leider passiert es sehr oft, dass sich zukünftige Hundebesitzer zu wenig Gedanken über die Hundehaltung oder den passenden Hund machen. Oft kommt es zu Spontankäufen. Daher werden viele Hunde bereits im ersten Jahr wieder abgegeben. Eine sehr traurige Entwicklung.
Viele Hunde werden zu sehr vermenschlicht, dies rächt sich in der Flegelphase des Hundes und kann zu ernsthafte Probleme führen.
Was ist das A und
O in der Welpen- bzw Hundeerziehung?
Meiner
Meinung nach, Konsequenz vom ersten Tag an. Meist ist man bei Welpen noch sehr
gnädig und nachsichtig, da sie ja sooo süß sind. Doch, wie gesagt, das rächt
sich spätestens in der Flegelphase. Mein persönliches Ziel der Erziehung eines Hundes besteht darin, den Hund zum Teampartner zu machen. Gelingt dies, profitieren beide von gegenseitiger Kommunikation und Vertrauen.
Was hältst du von
der „Aussage“, dass Hunde die auf die Couch oder ins Bett dürfen oft herrischer
werden?
Grundsätzlich
kann man keine Aussage verallgemeinern. Mein Schwerpunkt in der Hundeausbildung
ist das Verhaltung und die Körpersprache des Hundes. Daraus ergibt sich
zwingend ein individuelles Training. Und genauso individuell müssen solche
Aussagen betrachtet werden.
Welche
Trainingsmethoden kann jeder ganz einfach zu Hause im Alltag einbauen?
Die
meisten Trainingsmethoden können zu Hause im Alltag eingebaut werden. Besonders
schöne Auslastungsmöglichkeiten, die sich gut integrieren lassen, sind Suchspiele
oder Futterbeuteltraining. Die Erziehung selbst ist sowieso Alltagsarbeit.
Ab welchem
Zeitpunkt empfiehlt sich ein gezieltes professionell geführtes Training?
Leider
kommen Hundebesitzer erst zu professionellen Trainern, wenn sich das Problem
bereits gefestigt hat. Umso länger der Hund das unerwünschte Verhalten
trainiert hat, umso länger dauert es, dieses Verhalten zu ändern. Für uns
Trainer wäre es wünschenswert, wenn Besitzer früher den Weg zu Hilfe finden
würden. Oft sind es auch nur kleine Veränderungen, die Vieles bewirken. Man
muss nur wissen wie und dafür ist der Trainer da.
Wie könnte ein so
ein Einzeltraining aussehen?
Wichtig
bei einem Einzeltraining ist die Individualität. Jeder Mensch stellt andere
Erwartungen an seinen Hund. Und genauso sollte es sein – der Hundebesitzer
steckt die Ziele und der Trainer zeigt ihm/ihr den Weg mit seinem/ihrem Hund
dorthin.Selbstverständliche möchte ich Beide – Mensch und Hund – kennenlernen. Die Zielsetzung und der Alltag des Hundebesitzers ist wichtig für mich. Dann lerne ich den Hund genauer kennen. Dank der Körpersprache erkenne ich schnell, wie es um die Beziehung und das Vertrauen zwischen Hund und Herrchen steht. Dementsprechend finde ich gemeinsam mit dem Hundebesitzer den richtigen, passenden Weg, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Grundsätzlich lautet meine Devise: Verändert sich der Mensch, verändert sich der Hund. Das bedeutet, dass es leicht ist ein positives, hundgerechtes Training anzubieten, ohne den Hund zu manipulieren.
Wie kann man
seinen Hund zu Hause beschäftigen?
Für die
Beschäftigung zu Hause gibt es viele Möglichkeiten. Am schönsten sind
Suchspiele oder Intelligenzspiele. Wichtig dabei ist, das Spiel nach den
Möglichkeiten des Hundes auszuwählen. Lieber leichter und erfolgreich beginnen
und den Schwierigkeitsgrad langsam erhöhen. So bleiben alle bei guter Laune und
natürlich aufhören, wenn es am Schönsten ist.
Fertigfutter –
das große Mysterium – ist wirklich jedes Fertigfutter schlecht?
Diese
Frage ist schwer zu beantworten. Meiner Meinung nach fordert jede Art der
Fütterung Kompromisse. Tatsache ist, dass es Krankheiten gibt, die mit der
Fütterung von Fertigfutter aufgetaucht sind. Andererseits muss man sagen, dass
sich auf dem Sektor des Fertigfutters Vieles getan hat. Allerdings gebe ich zu,
dass es für Laien schwierig ist Qualitätsunterschiede festzustellen. Nach wie vor biete ich GRATIS Beratung betreffend diesen Qualitätsunterschieden an.
Auch hier kann ich keine Verallgemeinerung äußern, da die Bedürfnisse der Hunde und auch Katzen zu unterschiedlich sind.
Auf welche
Inhaltsstoffe sollte man genau achten beim Futterkauf?
Grundsätzlich
ist auf einen hohen Fleischanteil zu achten. Weiters empfehle ich Futter ohne
Weizen oder noch besser ohne glutenhaltigem Getreide. Auch bei den
Zusatzstoffen ist Vorsicht geboten. Findet sich der Zusatz: mit EG- und EU
Zusatzstoffen – Hände weg!
Getreide im
Futter – viele Hunde reagieren auf Getreide, was sind Alternativen?
Mittlerweile
gibt es wirklich viele Fertigfutter ohne Getreide.
Momentan kommt
BARFEN immer mehr „in Mode“, oft wird es aber immer noch stark kritisiert,
viele verfolgen das Gerücht, der Hund würde dadurch „blutrünstig und aggressiv“
werden - woran liegt das?
Woran
es liegt, dass sich solche Gerüchte halten, kann ich leider nicht sagen.
Letztens war sogar zu lesen, dass der heutige Hund ja nicht mehr vom Wolf abstammt. Ich kann sagen,
auch der heutige Hund stammt vom Wolf ab, besitzt Zähne, Magen und Darmtrakt
eines Fleischfressers. Meiner Meinung nach kann es nur richtig sein, Hunde und
auch Katzen zu barfen.
Kannst du BARF
kurz erklären? Welchen Vorteil hat diese Ernährung?
Wie
bereits erklärt, ist der Hund, und auch die Katze, anatomisch ein
Fleischfresser. Im Fertigfutter findet sich oft ein viel zu geringer
Fleischanteil. Stattdessen wird vorallem Billigfutter mit Getreide oder anderen
organischen Abfällen gestreckt. Da kann nicht von artgerechter Fütterung die
Rede sein. BARF ist ein sehr guter Kompromiss zur Fertigfutterindustrie. Die
Zutaten sind frisch und unverändert. Selbstverständlich gibt es auch bei BARF
Regeln, die zu beachten sind. Allerdings sollte man sich davon nicht abschrecken
lassen, da dies schnell gelernt und im Alltag integriert ist.
Eine
Barfmahlzeit besteht aus einem grünen Gemüseanteil, einem weiteren Gemüse-,
Obst-, ev. Getreideanteil und einem Fleischanteil. Im Gegensatz der
weitverbreiteten Meinung kommt BARF nicht teurer, als ein qualitativ
mittelmäßigem Fertigfutter. Positive Veränderungen konnte ich selbst
beobachten. Auswirkungen von ED und HD kann sich sehr verbessern, Probleme mit
Milben oder wiederkehrende Entzündungen der Augen oder Ohren können ganz
verschwinden. Juckreiz, der von Futtermilben herrührt, ist ebenfalls kuriert.
Nach
der ersten Umstellung wird man auch langfristige positive Veränderung der
Verdauung und des Stuhls bemerken.
Nicole, vielen vielen Dank für das umfangreiche Interview.
Hier könnt ihr euch über Nicole Baumeister´s Angebot einen Überblick verschaffen:

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